Leahs Gedanken

Lass uns ein Stück gemeinsam gehen

Lass dich impfen - Teil 2

Zu diesem Artikel gibt es einen dritten Teil zu Omicron.

Seit meinem ersten Impfartikel hat sich die Lange der Pandemie grundlegend verändert. Inzwischen erreicht die aktuelle Welle die höchsten Infektionszahlen seit Beginn der Pandemie und das ist ein Problem. Ein Problem, das so groß ist, dass uns vermutlich nur noch effektivere Maßnahmen vor einer weiteren Eskalation schützen werden. Das wird möglicherweise eine Impfpflicht und auch massive Einschränkungen für alle, aber insbesondere für Ungeimpfte bedeuten. Da ich mir erhoffe, dass du nicht mehr lange zu den Ungeimpften gehörst, gibt es hier ein Update zu meinem vorangegangenen Artikel. Lass uns abermals ein Stück gemeinsam gehen.

Zu Beginn, auch von mir gibt es ein kleines Update, ich hatte inzwischen meine Boosterimpfung, also meine dritte Impfung gegen Corona. Außer einer leichten Müdigkeit gab es diesmal keine Impfreaktion oder Nebenwirkungen. Daher legen wir doch gleich los.

Warum gibt es so viel Impfdurchbrüche, ist der Impfstoff nicht wirksam?

Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns die aktuelle Situation erst einmal genauer anschauen. Inzwischen sind über 56 Millionen Menschen in Deutschland vollständig geimpft, das bedeutet aktuell ein- (Impfstoff Johnson &Johnson) oder zweimal (alle anderen Impfstoffe). Gleichzeitig haben wir zwar hochwirksame Impfstoffe, aber auch diese schützen nicht zu 100% vor einer Infektion. Daher sind Impfdurchbrüche von Anfang an zu erwarten gewesen.

Nun gibt es aber noch weitere Aspekte, die einen Impfdurchbruch wahrscheinlicher gemacht haben. Zum einen ist das die aktuell vorherrschende Delta-Variante von SARS-CoV-2, die nicht nur deutlich infektiöser ist, sondern auch ein wenig besser darin, den Impfschutz zu umgehen. Dadurch ist die noch mit dem Wildtyp gemessene und ursprünglich kommunizierte Schutzwirkung etwas reduziert. Dazu kommt, dass die Untersuchungen damals während einer Phase stattfanden, in der noch vermehrt nicht pharmazeutische Interventionen wie Masken und Kontakteinschränkungen in allen Lebensbereichen genutzt wurden, auch das ist heute weniger der Fall, wodurch die Wahrscheinlichkeit für eine Übertragung weiter steigt.

Als Nächstes kommt der Effekt der Schutzdauer zum Tragen. So ist schon länger bekannt, dass die Schutzwirkung der Impfungen nach 4 bis 6 Monaten immer weiter nachlässt. Da die meisten Geimpften ihre Dosis im Sommer bekommen haben, lässt jetzt langsam der Schutz nach, besonders aber bei den Älteren oder Risikogruppen, die schon im Winter oder Frühjahr mit der Impfung dran waren. Bei Letzteren ist zusätzlich zu bedenken, dass der Impfschutz nicht immer so gut ist, wie bei jungen und gesunden Menschen.

Den vermutlich größten Effekt hat jedoch, dass viele Menschen, sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte, sich weniger vorsichtig verhalten. Durch die noch immer hohe Zahl der Ungeimpften reduziert sich zusätzlich noch der Ketten-Effekt, wodurch auch Geimpfte noch etwas mehr gefährdet sind. Diese Unvorsichtigkeit kombiniert mit einem aktuell noch weitestgehend unbeschränkten Alltag, was unter anderem Sport, Gastronomie oder größere Veranstaltungen betrifft, verändert die Lage massiv zugunsten des Virus.

Daher liegt die aktuelle Entwicklung nicht an der Wirksamkeit des Impfstoffs, sondern die Bedingungen haben sich deutlich zu unserem Nachteil verändert. Eine Impfung ist noch immer ein hochwirksamer Schutz, insbesondere vor schweren Verläufen. Denn auch wenn es, wie eben zu erwarten, zu vermehrten Impfdurchbrüchen auch schwererer Art kommt, sind viele doch gut geschützt und die Lage wäre ohne Impfungen weitaus dramatischer.

Warum sind die Prozentsätze Geimpfter und Ungeimpfter auf der Intensivstation oder bei den Todesfällen so ähnlich (für Menschen über 60)?

Einen Teil der Effekte habe ich unter der vorangegangenen Frage schon erklärt. Viel entscheidender ist aber, dass dies ein statistischer Trugschluss ist. Das liegt daran, dass für die Bewertung dieser Zahlen auch die Impfquote in der entsprechenden Bevölkerung relevant ist. Diese liegt für über 60-Jährige bei 85,6%. Es gibt also ein massives Ungleichgewicht in der Zahl zwischen Geimpften und Ungeimpften. Prozentual liegen daher von der kleineren Gruppe der Ungeimpften viel mehr auf der Intensivstation oder sterben, als aus der Gruppe der Geimpften. In Zahlen heißt das, dass das Risiko für einen solch schweren Verlauf mindestens 7 Mal geringer ist, wenn man geimpft ist, als ohne Impfung.

Warum wird nur noch der Impfstoff von Biontech für Menschen unter 30 empfohlen?

Diese Frage ist leicht beantwortet. An sich sind alle zugelassenen Impfstoffe sicher, aber sie unterscheiden sich teilweise in Wirksamkeit, Dosierung, Funktionsweise und auch in ihren Impfreaktionen und Nebenwirkungen. So treten bestimmte, sehr seltene Nebenwirkungen besonders bei jungen Menschen auf. Deswegen wurde schon vor einiger Zeit die Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca für jüngere Menschen nicht mehr empfohlen. Das Gleiche gilt jetzt auch für den mRNA Impfstoff von Moderna. Auch hier gibt es, im Vergleich zu dem Impfstoff von Biontech, bestimmte seltene Nebenwirkungen etwas häufiger. Das kann an der unterschiedlichen Dosierung beider Impfstoffe liegen oder an etwas anderem. Entscheidend für die Empfehlung ist, dass es eine Alternative mit weniger Nebenwirkungen gibt und das ist auch der ganze Grund. Es sollte selbstredend sein, dass immer der Impfstoff empfohlen wird, der die wenigsten Probleme macht, egal wie selten sie sind.

Warum brauchen wir jetzt schon wieder einen Booster?

Viele der hier wichtigen Punkte decken sich mit denen, die zu vermehrten Impfdurchbrüchen führen. Kurz gesagt, die Schutzwirkung lässt über die Zeit erwarteter weise nach und durch Mutationen des Virus kommt es dazu, dass die Schutzwirkung abermals reduziert wird. Daher geht es beim Booster darum, den Körper erneut an das Virus zu erinnern, ebenso wie bei Vokabeln oder beim Sport, bei dem man auch öfter üben muss, um wirklich gut zu werden. Das ist dabei übrigens keine Besonderheit des Coronaimpfstoffs, sondern eigentlich in vielen Fällen und bei vielen Impfstoffen gang und gäbe. Am besten, du wirfst einen Blick in deinem Impfpass auf Impfungen wie Tetanus, Polio, Diphtherie, Hepatitis-B oder FSME.

Insbesondere für Geimpfte mit den Vektorvirenimpfstoffen von AstraZeneca und Johnson&Johnson ist eine Auffrischung wichtig, da die Schutzwirkung nicht nur etwas schneller abfällt, sondern da diese auch von vorneherein eine geringere Schutzwirkung hatten und diese unter den gegebenen Umständen unbedingt erhöht werden sollte. Auch das liegt daran, dass sich durch die hohen Inzidenzen hier die Infektionswahrscheinlichkeiten aufgrund des Ketten-Effekts und der ansteckenderen Mutationen verschoben hat. Wären mehr Menschen geimpft und gäbe es keine Mutationen, sähe das vielleicht heute anders aus.

Und was ist mit den Kindern?

Kinder über 12 Jahren sollten genau wie alle Erwachsenen so schnell wie möglich geimpft werden. Hier gelten alle bereits von mir genannten Aspekte ebenso. Aber auch Kinder unter 12 Jahren sollen insbesondere mit Blick auf die aktuelle Studienlage und Inzidenz in dieser Altersgruppe so bald wie möglich geimpft werden. Auch hier belegen Studien zum Beispiel aus den USA, dass die Impfung (mit einer geringeren Dosierung) für diese sicher ist und einen guten Schutz bietet. Denn auch wenn Kinder weniger häufig schwer erkranken, treten andere Problem wie Long Covid doch häufiger auf und auch hier kommt es manchmal zu schweren Erkrankungen. Davor sollten wir unsere Kinder, die noch ihr ganzes Leben vor sich haben, unbedingt schützen.

Ich würde mir mit dem aktuellen Kenntnisstand daher wünschen, dass die Politik, auch wenn es noch keine offizielle Zulassung und Empfehlung für diese Altersgruppe gibt, bereits alles vorbereitet, um eine Impfung möglichst schnell anlaufen zu lassen. Im Zweifel auch schon vor einer offiziellen Empfehlung der etwas langsamen STIKO.

Bis dahin ist es unbedingt notwendig, die Kinder nicht unnötig zu gefährden und es sollte daher dringend und umgehend wieder eine Maskenpflicht im Unterricht eingeführt, sowie sinnvolle Quarantänemaßnahmen umgesetzt werden. Das ist nicht schön, aber die einzige Möglichkeit, die Schulen offenzuhalten und gleichzeitig eine Durchseuchung der Kinder mit all ihren Risiken zu vermeiden. Das Abschaffen der Maskenpflicht, wie es noch vor wenigen Wochen trotz steigender Zahlen stattgefunden hat, ist ein fatales Signal und unverantwortlich.

Ist sich nicht impfen lassen ein guter Protest?

Nein, denn du gefährdest damit nicht nur dich, sondern auch deine ungeimpften Mitprotestierenden. Wenn du stirbst, hilft das deiner Sache in keiner Weise. Lass dich lieber impfen und sei danach wieder dagegen, oder merke, dass es eigentlich nicht so schlimm ist.

Letzte Worte

Das ist vermutlich der letzte Text zu diesem Thema, es wird sich voraussichtlich nicht mehr viel Ändern und es ist alles gesagt. Alle Fakten liegen auf dem Tisch und jetzt liegt es an dir, die richtige Entscheidung zu treffen.