Leahs Gedanken

Lass uns ein Stück gemeinsam gehen

Wie die Rechten das Spiel gewinnen

Dieser Text ist mal wieder ein Toot der erst zu einem Thread und dann zu einem Blogartikel eskaliert ist.

Wie immer ist die aktuelle PhilosophyTube Folge sehr zu empfehlen, aber sie dreht auch einen Punkt um, den ich selbst schon öfter in meinen Texten gemacht habe. Ich habe öfter gesagt, wir müssen es für Leute bequemer machen, unseren linken Ansichten zu folgen als denen der Konservativen oder Rechten. Trotz allem habe ich mich oft gefragt: „Warum machen die das? Sehen sie nicht, dass es zu ihrem eigenen Nachteil ist?“

Im Video referenziert Abigail auf Walter Benjamin und was sie im Prinzip sagt ist, dass der Faschismus und die Konservativen es Menschen erlauben, Dinge zu tun, die ihnen die Gesellschaft verbietet oder nicht gutheißt und das durchaus attraktiv ist. Später im Video macht sie dazu auch ein gutes Beispiel.

Schaut es euch gerne selbst an, mindestens aber ab hier: https://youtu.be/FkuW7uKG6l8?&t=2175

Aber was das heißt ist, dass z. B. das klassische „man wird ja wohl noch sagen dürfen“ ein Trick ist, um Leute in deren Sphären zu bekommen. Es fühlt sich gut an, das sagen zu dürfen, was man schon immer so gedacht hat. Ohne Rücksicht, ohne Nachdenken und ohne hinterfragen zu müssen. Zu tun, was die liberale Gesellschaft nicht gutheißt. Neid, Stärke, Missgunst, Blutlust. Es ist bequem, den Ausländern die Schuld zu geben, oder den Juden oder den queeren Menschen, weil man sich dann nicht eingestehen muss, wie fies unsere Gesellschaft ist und wie hilflos man sich in ihr fühlen kann.

Die Konservativen und Rechten schaffen also durch ihre Taktik ein Umfeld, das Menschen benachteiligt und bieten ihnen gleichzeitig vermeintliche Lösungen an. Diese Lösungen geben den Menschen ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Macht, also das, was sie nicht haben, weil strukturelle Machtverhältnisse es nicht erlauben.

Beispiel soziale Unterstützung. Die Konservativen und Rechten verhindern, wo es geht, mehr Sozialstaat, der sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Dadurch geht es Menschen schlecht. Da es aber schwer ist, etwas dagegen zu tun, weil sich ja die Konservativen weigern (worüber komischerweise niemand berichtet und was so auch kaum jemand mitbekommt) ist es leichter, jemand anderen die Schuld zu geben und den Konservativen zu glauben, dass zum Beispiel die Ausländer daran schuld sind.

Gleichzeitig denkt die liberale Politik, wenn wir nur ein wenig den Konservativen folgen, nehmen wir ihnen den Nährboden und lassen sich gleichzeitig bei ihren eigentlich guten Zielen auf schlechte Kompromisse ein.

Die sind wiederum halb gar und in den Augen derer, die eigentlich unterstützt werden sollten, verstärkt sich der Eindruck, dass es egal ist, wer an der Macht ist, es ändert ja doch nichts. Und wieder verfängt der Raum für Wut den Rechte und Konservative mit ihrer Ideologie bieten. Und so geht es immer weiter, bis man vergessen hat, dass die Gruppe, die gerade schuld ist, gar nicht schuld ist, man aber auch nicht mehr weiß warum, denn es war ja schon immer so. Der Diskurs verschiebt sich nach Rechts und es ist schwer etwas zu machen, denn ohne die Konservativen ist Politik oft nicht möglich und mit ihnen sind viele progressive Dinge nur als schlechter Kompromiss möglich.

Beispiel Klimawandel. Fast alle wissen, dass wir ein Problem haben, davon bin ich nicht nur überzeugt, das sagen auch die Zahlen. Aber warum passiert dann nichts? Warum fordern wir nicht von der Politik ein, was passieren müsste? Es ist die gleiche Taktik. Die Rechten und Konservativen erzählen uns wahlweise, dass es kein Problem gibt, wir es in der Zukunft lösen können, oder uns etwas verboten werden soll. Das ist eine super Kombination, auch wenn es mit der Realität nur wenig zu tun hat. Denn was der Mensch weniger mag als alles andere, ist Veränderung. Veränderung kostet Energie und davon haben viele von uns eh notorisch zu wenig, wenn sie der Arbeitgeber wieder den ganzen Tag ausgebeutet hat.

Also sind die Menschen dagegen. Das wiederum führt zu leicht genutzter Empörung, die in faulen Kompromissen endet, die die Probleme durch den Klimawandel nicht wirklich lösen können. Dadurch wachsen die Probleme und die notwendigen Maßnahmen, die immer umfangreicher werden, führen wiederum zu mehr Ablehnung, was zu mehr faulen Kompromissen führt, was zu einem Vertrauensverlust in die Politik führt. Was dazu führt, dass die Gesellschaft super damit abgelenkt werden kann, dass Leute aus der ganzen Welt fliehen, weil dort alles früher als bei uns den Bach runtergeht (woran wir, nicht nur durch den Klimawandel, mit schuld sind). Allerdings formulieren das die Rechten und Konservativen irgendwie immer etwas anders.

Das Ganze ist ein Spiel, das nur eine Richtung kennt, einen Gewinner. Es produziert über Generationen Bürger, die nicht mal wissen, warum sie konservativ sind. Solange wir das Spiel mitspielen, können wir nur verlieren. Es gibt keinen Zug in diesem Spiel, der uns nach den Regeln gewinnen lässt und zu einem guten Ende führt. Alles ist darauf ausgerichtet, immer zum gleichen Ergebnis zu führen. Denn während viele von uns in diesem System ums Überleben kämpfen, gewinnen jene an Macht, denen nur an Macht liegt und sie niemals haben sollten. Machen sich die die Taschen voll, die nicht genug Taschen an ihrer Kleidung tragen können, um all den Reichtum unterzubringen. Gewinnen jene, deren Ziel es ist, eine Realität zu schaffen, in der ihre aus einem Gespinst aus Lügen und Egoismus bestehende Realität zur Realität aller wird.

Deshalb ist es gut, dass es Ungehorsam gibt. Es ist gut, dass es die letzte Generation gibt, die sich wenigstens ins Teilen nicht an die Regeln des Spiels hält. Aber es bräuchte noch mehr, viel viel mehr Ungehorsam. Ungehorsam im Kleinen, wenn wir den Schwächsten der Gesellschaft helfen, eine Stimme zu haben, wenn wir ihnen helfen, die Sanktionen der Gesellschaft zu umgehen. Indem wir solidarisch miteinander sind, zum Beispiel in Gewerkschaften, statt einander anzufeinden. Aber auch im Großen, in dem die liberale Politik sich nicht mehr auf faule Kompromisse einlässt und die durch Verweigerung tatsächlich Verantwortlichen klar benennt. Denn die Demokratie, die dieses Spiel erlaubt, wird uns nicht allein retten. Demokratie ist nur ein Werkzeug, wie ein Hammer und es ist für das Ergebnis entscheidend, wie man diese führt.

Aber wirkliche Hoffnung habe ich leider nicht.