Leahs Gedanken

Lass uns ein Stück gemeinsam gehen

Offener Brief an die taz: transfeindliche Artikel

Moin liebe taz,

auf die Anregung einer eurer Kolleg*innen schreibe ich euch jetzt doch mal. Ich mag eure Zeitung, was ich aber nicht mag ist eure Transfeindlichkeit. Ich weiß, dass das Thema bei euch kontrovers ist und auch, dass ihr Kontroversen gerne in der Zeitung austragt. Das mag bei manchen Themen okay sein, bei Minderheiten, die sich enormer Diskriminierung und Falschinformationen gegenübersehen, ist das aber in meinen Augen absolut nicht akzeptabel. Ihr diskutiert ja auch nicht, ob Schwarze Menschen nun mehr oder weniger Mensch sind als weiße, ob Juden nicht vielleicht doch eine Weltverschwörung planen oder ob der Klimawandel existiert, oder nicht? Unangenehme Beispiele? Genau das ist das Problem, bei trans Menschen wird hier mit zweierlei Maß gemessen.

Und ja, es mögen nicht alle in der taz Redaktion transfeindlich sein, aber das Dulden von Transfeindlichkeit ist kaum besser und macht einen mindestens mitschuldig, egal ob ihr das als Einzelmeinung einzelner Redakteur*innen sehen möchtet. Und hey, das ist ja auch genau das, was ihr in anderen Artikeln mit trans Menschen macht ;)

Ganz ehrlich, ich wäre gerne Genossin, würde gerne für eure Inhalte bezahlen, aber ich kann es nicht vertreten hier Stimmungsmache und Falschinformation gegenüber meinen queeren Geschwistern zu unterstützen, was wäre ich auch für eine Schwester, wenn es so wäre.

Leider habe ich auch den Eindruck, dass ihr nicht nur einer vermeintlichen False-Balance aufgesessen seid. Viel mehr habe ich den Eindruck dass einige Menschen in eurer Redaktion tief sitzende transfeindliche Einstellungen haben. Das halte ich für die taz ehrlich gesagt für unangemessen. Ihr müsst ihnen ja nicht gleich kündigen, das will ich gar nicht fordern, aber Menschen mit solchen Meinungen bei diesen Themen dann nicht noch eine Plattform geben. Oder würdet ihr einem AFD Mitglied in eurer Redaktion erlauben rassistische Artikel zu veröffentlichen? So als Teil des Diskurses?

So, das Problem ist aber eigentlich, dass Korte mit seiner Meinung sehr allein steht, auch wenn er und seine Verfechter immer wieder gebetsmühlenartig das Gegenteil behaupten. Der wissenschaftliche Konsens zum Thema trans Menschen sieht anders aus und es ist für Journalismus unwürdig Falschinformationen mutwillig zu verbreiten. Das fängt dabei an, dass Herr Korte behauptet es gäbe nur zwei Geschlechter (wissenschaftlich unhaltbar), geht bei Falschaussagen über die Häufigkeit von Kindern weiter, die eine Transition abbrechen (vgl. aktuelle Studie) und geht mit vielen weiteren Punkten weiter.

Ich könnte hier jetzt noch einen halben Roman schreiben, nur über das eine Interview, aber eigentlich ist es nicht meine Aufgabe diesen Artikel zu widerlegen. Das sollte eigentlich bei einer ordentlichen Recherche schon geschehen sein.

Ich würde mir daher wünschen, dass solche Artikel in Zukunft nicht mehr erscheinen und sich die taz in einem eigenen Artikel für ihr transfeindlichen Ausbrüche öffentlich entschuldigt und sich am besten einen eigenen Code of Conduct gibt, der solche Veröffentlichungen in Zukunft verhindert.

Darüber hinaus biete ich euch, auch ohne Entgelt, an, statt Falschinformationen meinen Artikel zum Thema zu veröffentlichen, der mit vielen Mythen rund um trans Menschen aufräumt. Außerdem dürft ihr auch gerne etwas Aufklärung für Kinder zum gleichen Thema veröffentlichen. Ihr habt ja die schöne Kategorie „Kinder fragen, die Taz antwortet“.

Aufklärung ist wichtig, dann aber doch bitte richtig und ohne Falschaussagen, die Menschen ernsthaft Schaden zufügen. Transfeindlichkeit ist ein Problem, egal wie subtil sie sein mag.

Mit freundlichen Grüßen und in ungebrochener Hoffnung einer Besserung,
Leah Oswald